Jenny Saville Gaze
Die renommierte englische Künstlerin Jenny Saville (geb. 1970) setzt sich in ihrem Oeuvre seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Tradition von Körperbildern auseinander, wobei ihre Figuren eine Position zwischen Idealisierung und Dekonstruktion einnehmen.
Sie lässt sich von der Kunstgeschichte zu einer Malerei inspirieren, die von Körperlichkeit, Fleischlichkeit und dem Zusammenspiel von neuen und alten Medien geprägt ist. Saville zählt zu den wichtigsten VertreterInnen der Young British Artists und nahm als einzige figurative Malerin an der legendären Ausstellung Sensation in der Royal Academy of Arts 1997 London teil.
Selbstverständlich: Sechs Personalen von Künstlerinnen in der ALBERTINA „Dieses Jahr sind in der Albertina insgesamt sechs Personalen Frauen gewidmet. Den Anfang macht die Einzelschau von Jenny Saville, die auch erstmals in Österreich und Deutschland in einer Museumsausstellung zu sehen ist.
Die Künstlerin bietet eine neue Perspektive in der Betrachtung des menschlichen Körpers und lässt sich dabei von alten Meistern wie Leonardo und Tizian, aber auch von modernen Größen wie Schiele, Bacon und Lucian Freud inspirieren: Damit passt sie besonders gut in das Ausstellungsprogramm der ALBERTINA, das Sammlungen aus mehr als sechs Jahrhunderten Kunstgeschichte beherbergt“, so Ralph Gleis, Generaldirektor der Albertina. „Saville übersetzt die Techniken der alten Meister in eine originelle, aktuelle Herangehensweise, die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion pendelt.
Dabei entwickelt sie ihre figurativen Darstellungen, vergleichbar einem Bildhauer, meist aus abstrakten Farbfeldern und dicken Farbschichten, die nach und nach Form annehmen. Antike oder christliche Ikonografien dienen ihr als Vorlage für ihre künstlerische Auseinandersetzung“, so Kuratorin und Albertina Modern-Direktorin Angela Stief. 3 Das Werk Savilles verschränkt Malerei und Zeichnung miteinander und lotet das ästhetische Potential des Grafisch-Malerischen aus: Riesige Papierarbeiten bemalt sie mit Farbe, und Leinwände werden wiederum mit Kreide und Kohle bearbeitet. Seit den 1990er-Jahren entstehen figurative Darstellungen von betonter, expliziter Körperlichkeit, die sich durch Direktheit und Unmittelbarkeit bis hin zu extremen Körper-Ansichten auszeichnen.
Foto: Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025 Foto: Prudence Cuming Associates Ltd. Courtesy Gagosian
Neben den großen Figuren- und Aktdarstellungen in klassischen Posen – stehend, liegend, sitzend und deren zeitgenössischen Abwandlungen – widmet sich die Künstlerin vor allem auch Porträt- und Selbstdarstellungen. Ob sie die Geschichte, die Körper anderer oder sich selbst darstellt, ihr Werk zeichnet sich immer dadurch aus, dass es sich über die konventionellen Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit hinwegsetzt.
Es gelingt ihr, einen existenziellen Anspruch in ihrer Kunst zu formulieren, der sich mit der Frage des Menschseins beschäftigt. Die ALBERTINA veranstaltet nun die erste Einzelausstellung der bekannten britischen Künstlerin in Österreich und gibt einen retrospektiven Einblick in die künstlerischen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte. Zudem präsentiert die Schau in der historischen Pfeilerhalle von den 26 Werken auch vier neue, noch nie gezeigte Werke.
Ausstellungsdaten e 21. März– 29. Juni 2025 20. März | 18.30 Uhr Pfeilerhalle | ALBERTINA