Die FOTOCULT Kameratests sind abseits der üblichen Labor und Techniktests. Hier finden Sie keine Analyse von Datenblättern, sondern Stories wie sich die Kameras im praktischen fotografischen Alltag bewährt haben. Eventuell auch durchmischt mit sehr persönlichen Erlebnissen. Die Liebhaber von Zahlen, Fakten und Datenblätter mögen mir verzeihen. Es geht hier um rein subjektive Praxistests. Autor: Michael Hochfellner

Michael Hochfellner testet die Phase ONE IQ 250

Phase One 645 XF und Digiback IQ250

Praxistest Phase One IQ 250 - Kamera: PhaseOne 645 XF Objektive: Schneiderkreuznach 80mm & Schneiderkreuznach 35mm 

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

 

Selbst die Vermieterin des wunderschönen Coolmore Manor House wollte es mir ausreden Mitte Januar an die Nordwestküste Irlands zu kommen. Zu heftig seien Stürme und Wetterunbill zu dieser Zeit. Nicht nur, dass ich es mir nicht ausreden ließ, viel schlimmer noch; ich organisierte einen Landschaftsworkshop nur für Hartgesottene aus den Studentinnen und Absolventen der LIK Akademie für Foto und Design. Das „LIK Photostormcamp“ wurde, Wind und Wetter zum Trotz, im Jänner diesen Jahres durchgeführt. Im Laufe dessen wurden Kameras alleine dadurch zerstört, weil Sie Ihren Besitzern schlichtweg von Sturmböen von der Schulter gerissen wurden. Ideale Bedingungen um eine Mittelformatkmera der Marke Phase One zu testen. Angeblich werden digitale Mittelformat Kameras in erster Linie für den Studioeinsatz gebaut. Dies galt es zu widerlegen. Der fleissigste Stromcamper und frühste Frühaufsteher in der Gruppe war Michael Hochfellner. Er war es auch der sich das Testgerät ausgeliehen hatte, deswegen möchte ich diesmal in diesem Artikel den jungen Fotografen selbst und seine Bilder sprechen lassen: (EB)

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

„Ich hatte schon vorher die Möglichkeit mit Mittelformat Systemen zu fotografieren, machte jedoch die Erfahrung dass diese nur bedingt für den „Außeneinsatz“ geeignet sind. Als ich jedoch das erste Mal von der neue Phase One XF mit CMOS Technologie erfuhr, war mein Interesse erneut geweckt. 

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

Nachdem ich mit dem Gedanken spiele mir ein Mittelformatsystem als Arbeitsgerät anzuschaffen wollte ich mich von der Praxistauglichkeit der neuen Phase One XF überzeugen. 

Wie es der Zufall wollte hatte ich für Jänner eine Reise im Zuge des LIK Photostrom Camps nach Irland mit dem Schwerpunkt Landschaftsfotografie geplant. Die perfekte Gelegenheit also die Phase One auf Herz und Nieren zu testen. 

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

 

Das XF-System zum ersten Mal in Händen haltend war ich schon aufgrund des optischen Eindrucks sehr angetan. Das Design ist zeitlos und die Verarbeitung ohne Kompromisse.

Ich konnte mich recht schnell an das neue System gewöhnen und das Handling war von Beginn an intuitiv. Alles ist logisch angeordnet und am „rechten“ Platz. Der Touchscreen ermöglicht schnelle und einfache Navigation durch die Untermenüs und erspart eine unübersichtliche Tastenanordnung. 

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

 

 

Was mich jedoch am meisten interessiert hat war, wie sich 14 Blenden Dynamikumfang nun tatsächlich auswirken würden. Ich verwende für meine Landschaftsfotografie oft Filter um die Szenerie in all ihren Facetten einzufangen. Filter führen jedoch nicht immer zum gewünschten Ergebnis bzw. bringen manchmal unangenehme Nebenerscheinungen mit sich. 

Angefangen bei der Tatsache dass der Transport äußerst heikel ist bis hin zu möglichen Problemen wie Lichteinfall, Verlaufsprobleme usw. Kurz gesagt, könnte ich die komplette Dynamik eines z.B. Sonnenuntergangs ohne Filter einfangen würde ich mir einiges an Zeit und Ärger ersparen. 

Mein Anspruch an das XF-System war also definiert Dafür mussten natürlich auch die äußeren Umstände passen. Wie das in der Landschaftsfotografie so ist, kann man das Wetter leider nicht beeinflussen. Doch wer täglich früh vor Sonnenaufgang und spät nach Sonnenuntergang draußen ist wird irgendwann belohnt. So geschehen am dritten Tag der Reise. Es war ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang und ich wusste, da kommt was. Die Location war schon vorher gefunden, Crohy Head einer der außergewöhnlichsten Orte Irlands. Nach kurzem Abstieg hatte ich meine Position gefunden. Vor mir ragten bizarre Felsformationen aus dem Atlantik und ich wartete auf den Beginn der „Show“.

Es war soweit, Kamera aufs Stativ, möglichst nahe ran an die Szenerie, Bildausschnitt wählen, scharf stellen und auslösen. Klack! Allein das Auslösegeräusch der XF macht Appetit auf mehr. Ich wusste gleich, die Szenerie war außergewöhnlich, die Frage war nur, konnte die Kamera all diese Details einfangen? (Bild 01 und 08 Sunset Crohy Head)

Um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja, sie konnte, und wie!

Foto: Michael Hochfellner Phase One 645 XF und Digiback IQ250

 

Postproduktion:

Der erste Eindruck als ich das Bild am Monitor sah war, WOW. Das Kamerasystem hat doch tatsächlich ohne Filter alle Informationen eingefangen. Was mir sehr positiv aufgefallen ist, lädt man die Rohdatei der Phase One XF in Capture One liegt ein nahezu fertig entwickeltes Bild vor. Ich habe mich zuerst gefragt ob hier beim Import schon eine Voreinstellung durchgeführt wurde. Fehlanzeige!

Ein RAW- Bild das bereits fertig entwickelt aussieht. Somit war die RAW- Entwicklung in kurzer Zeit erledigt. Der Look der RAW-Datei ist sehr natürlich. Die Farbtiefe ist das was mich umgehauen hat. Sei es der Vordergrund mit den verschiedenen Farbtönen in den Felsen oder die feinen Details im Himmel, einfach beeindruckend! 

Mein Fazit:

Abschließend kann ich sagen, die neue Phase One XF ist wirklich eine außergewöhnliche Kamera. Keine Kompromisse betreffend Bildqualität und Funktion. Ich stand dem Thema Mittelformat zu Beginn eher skeptisch gegenüber, konnte jedoch nach 5 Tagen in Irland alle Zweifel beseitigen. Es gab etliche, kritische Situationen welche die Phase One XF mit Bravour gemeistert hat. Möglicherweise wäre das mit Hilfe von Filtern oder Mehrfachbelichtungen auch mit anderen Geräten möglich gewesen, jedoch ist das Gesamtpaket das die Phase One XF bietet einzigartig.“


Pro: 

- Dynamikumfang 

- Auflösung (50MP auf Mittelformatsensor) 

- CMOS Technologie (ISO bis 800 sehr gut brauchbar) 

- Detailgenauigkeit betreffend Farben 

- Intuitive Handhabung

- Design 

- Lange Belichtungszeiten ohne Fernauslöser

- Seismographische Vibrationskontrolle 

- Honeybee Autofocus


Contra: 

- Geringere Akkulaufzeit bei Temperaturen um den Gefrierpunkt 

- Gewicht

  • Preis

Testbericht und Fotos: Michael Hochfellner