One Week with „LEICA T“

 

In der Osterwoche hatte ich das Vergnügen eine LEICA T in Spanien einmal im täglichen Praxiseinsatz testen zu können. 

 

Etwa zur Photokina 2014 hat das Traditionsunternehmen diese Kamera T (Typ 701), eine spiegellose Systemkamera, auf den Markt gebracht. Sie bietet auch Autofokus zum manuellem Fokus dazu, ziemlich modern für Leica. Modern ist auch das Bedienkonzept der Leica T, die weitgehend über einen großen Touchscreen bedient wird. Eine edle Kamera, die sich zeitlos schick präsentiert. Aus einem einzigen Aluminium Block gefräst im stylischen Design. In der Vitrine macht die Leica T jedenfalls eine gute Figur. Auf den ersten Blick eher Schmuckstück als Praxisgerät.

 

Mein Testgerät war auch noch mit einem grellorangem Latextragegurt ausgestattet, der seine Signalwirkung nicht verstecken wollte und konnte. Auf jeden Fall mit einem verhedderungsfreien Aufhängekonzept. Ein kleines Detail, wie auch der gegen Herausfallen gesicherte Akku, welches aber in der Praxis positiv auffällt. 

 

Ungewöhnlich ist auch die Bedienung über das große rückseitige Display, ähnlich wie einem Smartphone. Sogar das Fokussieren per Tipp auf des Display ist auf Wunsch aktivierbar.

Primär habe ich die Kamera im klassischen Streeteinsatz getestet. Alltagszenen in Madrid, beim Flamencoabend, beim Stierkampf und habe mich auch sehr schnell an die Bedienung der Kamera ohne Handbuch gewöhnt. Die Menüführung ist einfach und Intuitiv. Die wenigen Knöpfe und Tasten sind ausreichend. Ab und an hätte ich mir ein Rädchen für eine Belichtungskorrektur gewünscht. 

 

Irgendwie wirkten alle Bilder am Display sehr steril von den Farben und die Hauttöne etwas künstlich. Dies lässt sich aber in der RAW Entwicklung korrigieren. (Die jpg Dateien sind für meinen Geschmack zu künstlich). Dafür sind die Schwarzweiß Aufnahmen von einem hervorragenden Tonwertumfang.  Der APS-C-Sensor mit 16 Megapixel Auflösung leistet gute Dienste und die Dateigröße ist für durchschnittliche Zwecke ausreichend. Ich finde es etwas störend, dass es keine Option gibt nur RAWs (DNG) zu schiessen, sondern ausschließlich RAW und jpg möglich ist, was nicht gerade speicherschonend und meiner Meinung unnötig ist.

 

Mit der T führt Leica eine für den traditionsreichen Hersteller fast schon revolutionäre Neuerung ein: Eine Systemkamera mit Autofokus. Nötig wurden dafür ein neues Bajonett sowie entsprechende Objektive mit AF-Antrieb. Aktuell gibt es vier Objektive für das T-System, das Vario-Elmar-T 1:3,5-5,6/18-56 mm Asph. (ca. 1.450 Euro), LEICA APO-VARIO-ELMAR-T 1:3,5–4,5 / 55–135 mm ASPH, SUPER-VARIO-ELMAR-T 1:3,5-4,5/11–23 mm ASPH, sowie die Festbrennweite Summicron-T 1:2/23 mm Asph. (ca. 1.600 Euro). Beide Objektive sind Leica-typisch sehr hochwertig verarbeitet, mit einem standesgemäßen Metalltubus. Das Zoom liefert eine gute Qualität aber richtig schöne Streetphotography liefert die 23mm Fixbrennweite. 

Richtig cool ist allerdings die Möglichkeit an der T sämtliche Leica Objektive der M Serie verwenden zu können. Mittels eines Adapters passen alle bisher gefertigten Leica Objektive an diese Kamera. Auf den Autofocus muss zwar verzichtet werden, aber eine kostengünstige Lösung ins Leica System einzusteigen. Mit Verlaub - mit dem Noctilux 50mm 1:0,9 oder dem Summilux 35mm 1:1,4 werden die Bilder richtig geil!

 

Die Kamera ist mit einem WiFi-Modul ausgestattet, über das sie Kontakt zu einem Smartphone oder Tablet aufnimmt. Dabei reicht ein Browser, um vom Mobilgerät aus auf den Bildspeicher der Kamera zuzugreifen und Aufnahmen zu kopieren. Zudem gibt es eine kostenlose App, mit der sich die Leica T fernsteuern lässt, wobei das Sucherbild auf dem Mobilgerät erscheint. Kleiner Wermutstropfen dabei: die App wird derzeit nur für iOS angeboten.

 

Videoaufnahmen sind mit der Leica T ebenfalls möglich, die maximale Auflösung beträgt 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD).  Es gibt optional auch einen aufsteckbaren Sucher, aber das Display ist so gut, dass ich ausschließlich im Live View Modus fotografiert habe. Nach einigen freien Tagen in Madrid habe ich die T auch im fotografischen Alltag verwendet, wo sie brav Ihren Dienst tat.

Die Leica T ist eine schicke und äußerst robuste Systemkamera. Das aus einem vollen Aluminiumblock gefräste Gehäuse wird zur Design-Ikone und liegt dabei überraschend sicher in der Hand. Die Leica T kommt fast gänzlich ohne Knöpfe und Schalter aus und baut stattdessen auf eine durchdachte Touch-Bedienung. Doch so schön die Kamera sein mag, die Leica T hat auch ihre Schattenseiten. Die Einschaltzeit ist ziemlich lange, der Autofokus ist nicht der schnellste. Bei niedrigen ISO-Werten ist die Bildqualität der Leica T hervorragend, ab ISO 1.600 fällt es aber deutlich ab. Angesichts des hohen Preises richtet sich wahrscheinlich die Leica T vor allem an Liebhaber von hochwertigen Lifestyle Dingen. Alles in allem auch für den Profi eine nette Zweitkamera und Hingucker mit der man durchaus gute Bilder machen kann.

 

Test und Fotos: Eric Berger