FOTOCULT MAGAZIN

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Für alle die schöne Bilder lieben....

Prinz Baltasar Carlos zu Pferd (1.7 MB)Diego Velázquez
1635
Öl auf Leinwand, 209 x 173 cm
© Madrid, Museo del Prado

Superstar der Portraitkunst! 28. OKTOBER 2014 BIS 15. FEBRUAR 2015 VELÁZQUEZ
Das Kunsthistorische Museum Wien widmet dem spanischen Meister Diego Velázquez (1599–1660) zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum eine Ausstellung. Mit der Präsentation seiner hervorragenden Gemälde gibt die Ausstellung einen prägnanten Einblick in das vielfältige Œuvre des spanischen Hofmalers. Aufgrund der dynastischen und politischen Beziehungen zwischen den habsburgischen Herrscherhäusern in Wien und Madrid verfügt das Kunsthistorische Museum über herausragende Portraits des Hofmalers, wie z.B. die bezaubernden Bildnisse der spanischen Infantinnen. Darüber

LEBEN UND WERK DES KÜNSTLERS
hinaus sind in der Schau zahlreiche Meisterwerke weiterer Genres aus den bedeutendsten Museen der Welt sowie aus privaten Sammlungen erstmals in Wien zu sehen.

Venus mit dem Spiegel (Rokeby Venus) (1.3 MB)Diego Velázquez
1648–1651
Öl auf Leinwand, 122,5 x 177 cm
© London, The National Gallery

MEHR ALS EIN PORTRAITMALER
Diego Rodríguez de Silva y Velázquez kam in Sevilla zur Welt. Durch seine früh sichtbare Begabung wurde er bereits im Alter von 24 Jahren zum Hofmaler König Philipps IV. ernannt, dem er bis zu seinem Lebensende diente. Zwar gehörte die Produktion von offiziellen Portraits des Königs und seiner Familie zu den Hauptaufgaben jedes Hofkünstlers, doch erweiterte Velázquez dieses Metier auch auf Mitglieder des Hofes und entwickelte dabei eine so moderne, psychologisch tiefgreifende Sicht, dass jedes der Portraits den Betrachter bis heute in seinen Bann zieht.
Über das Portrait hinaus übte sich der Künstler auch in den anderen damals in Spanien üblichen Kategorien des malerischen Repertoires: Er schuf in der Frühzeit Gemälde mit religiösen Themen sowie Küchenstillleben, später auch Mythologien und Historien. Durch seine – von Tizian und El Greco inspirierte – Maltechnik mit lockerem Pinselstrich und einer raffinierten Farbwahl unterschied er sich von seinen Zeitgenossen, doch ist es vor allem seine höchst individuelle Sicht auf den Menschen, auf seine Welt und auf die Handlungsstränge einer Geschichte, die seine Gemälde aus der zeitgleichen Malerei heraushebt und ihn zu einer Art Unikum unter den Malern macht. Als Außenseiter bzw. Einzelgänger befasste er sich oft mit selbst gewählten Themen.
Velázquez hegte stets große Bewunderung für seinen Vorgänger Tizian, der vom Kaiser selbst in den Adelsstand erhoben wurde. Mit großer Zielstrebigkeit arbeitete Velázquez daran, für seine künstlerischen Errungenschaften eine entsprechende Belohnung zu erhalten: die Erhebung in den Ritterstand. Nur dadurch konnte er bewirken, dass man bald auch in Spanien die Malerei aus den Zwängen des Handwerks befreite und sie ihrer Bedeutung entsprechend nobilitierte.

Infantin Margarita (1651–1673) in blauem Kleid (1.2 MB)Diego Velázquez
1659
Öl auf Leinwand, 126 cm x 106 cm
© Wien, Kunsthistorisches Museum

Die Ausstellung umfasst insgesamt 46 Gemälde. Sie sind in drei Sektionen gegliedert, die den Schwerpunkten von Velázquez’ künstlerischer Produktion entsprechen. Sein Leben lässt sich in zwei klar trennbaren Abschnitten beschreiben: Jugend und Lehre verbringt er in der Werkstatt des am besten vernetzten Malers und Kunsttheoretikers in Sevilla, Francisco Pacheco, dessen Tochter er nach Beendigung seiner Ausbildung 1618 ehelicht.
Nach dieser Zeit der zunftbestimmten Ausbildung und erster Erfolge verlässt er Sevilla, um in Madrid am gesellschaftlich völlig abgehobenen Hof des Königs weitere 37 Jahre in stets höheren Positionen zu verbringen, entsprechend der Karriere eines erfolgreichen Hofbeamten. Die künstlerische Produktion verlief dabei weder gleichmäßig noch in einer natürlichen Entwicklung, daher gibt es nach wie vor große Unsicherheiten in der Datierung bestimmter nicht dokumentierter Gemälde, und es gibt lange Phasen, wie etwa in den vierziger Jahren, in denen er mit anderen Aufgaben als der Malerei beschäftigt war.
Aus diesem Grund folgen wir in der weiteren Präsentation nicht chronologischen Gesichtspunkten, sondern versuchen, die offizielle Aufgabe als Portraitmaler des Königs und dessen Familie in einer Sektion zusammen zu zeigen und in der letzten Sektion jene Gemälde zu vereinen, in denen er sich selbst die Themen stellte: Mythen, Fabeln, Landschaftsstudien etc.


HOCHKARÄTIGE INTERNATIONALE LEIHGABEN
Aufgrund der engen dynastischen und politischen Beziehungen zwischen den habsburgischen Herrscherhäusern in Wien und Madrid im 17. Jahrhundert verfügt die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums heute über herausragende Portraits des Hofmalers des spanischen Königs. Dank der Kooperation mit dem Prado in Madrid, der bis heute den Großteil von Velázquez’ künstlerischem Œuvre beherbergt, werden darüber hinaus weitere Hauptwerke seines Schaffens in Wien zu sehen sein. Darunter befinden sich die große sevillanische „Anbetung der Könige”, die während seiner ersten Italienreise entstandene, psychologisch raffiniert inszenierte Mythologie „Apoll in der Schmiede des Vulkan”, ergreifende Bildnisse der Hofnarren oder hombres del placer wie „Don Juan de Austria” oder „Calabazillas”. „Balthasar Carlos zu Pferde” und das Bildnis des königlichen Bruders Don Carlos, das prächtigste Ganzfigurenportrait der frühen Zeit am Hof, kommen ebenfalls aus dem Prado, ebenso wie die berühmte Landschaftsstudie der Villa Medici in Rom.
Zu den weiteren hochkarätigen Leihgaben in der Ausstellung zählen der sevillanische „Wasserverkäufer” aus Apsley House in London, die bodegones (Küchenstillleben) aus dem Museum der Schönen Künste in Budapest und den Staatlichen Museen zu Berlin und „Balthasar Carlos mit dem Hofzwerg” aus dem Museum of Fine Arts in Boston. Den Höhepunkt bildet der berühmteste liegende weibliche Rückenakt der Kunstgeschichte, die so genannte „Rokeby Venus” aus der National Gallery in London.